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Pflege Mittelaltergewandungen

​So pflegt Ihr Eure Gewandung richtig

Wenn Ihr lange Freude an Eurer Gewandung haben wollt, dann ist die richtige Pflege und Aufbewahrung wichtig. Beginnen wir bei der Pflege Mittelaltergewandungen:

Pflege Mittelaltergewandungen

Bei Naturfaserstoffen wie Leinen, Baumwolle oder Viskose solltet Ihr bedenken, daß sie bei jeder Wäsche etwas ausbleichen. So wünschenswert das bei einem Leinenhemd sein kann, so unschön ist es, wenn die Tunika irgendwann etwas verschossen aussieht. Deshalb rate ich zum sparsamen Einsatz von Waschmitteln.

Leinen

Kleidungsstücke aus Leinen können bei max. 30°C gewaschen werden. Bei höheren Temperaturen können sie einlaufen. Am besten nicht schleudern, sondern tropfnaß aufhängen. Wenn Schleudern unbedingt sein muß, dann möglichst mit nicht mehr als 400 Touren, sonst sieht Euer Gewand sehr zerknittert aus.

Baumwolle

Für Baumwolle empfehle ich ebenfalls eine Waschtemperatur von 30​°C, weil ich Baumwollstoffe vor der Verarbeitung bei 30°C vorwasche und deshalb nicht ausschließen kann, daß das Kleidungsstück bei höheren Temperaturen nicht doch noch etwas einläuft. Weil Baumwolle nicht so knittert, ist Schleudern hier kein Problem.

Wolle

Gewandung aus Wolle sollte nach Möglichkeit nicht gewaschen werden. Wollstoffe sind durch ihre Oberflächenstruktur wasser- und schmutzabweisend. Es reicht daher, wollene Kleidungsstücke von Zeit zu Zeit zu lüften. Groben Schmutz könnt Ihr mit einer nicht zu harten Bürste entfernen. Sollte sich ein Fleck nicht im Guten beseitigen lassen, wascht nicht das ganze Gewand, sondern behandelt nur sanft die verschmutzte Stelle, am besten mit Gallseife.

Aufbewahrung wichtig bei Pflege Eurer Mittelaltergewandungen

​​Eure Gewandung übersteht den Winter am besten, wenn sie nach den oben aufgeführten Ratschlägen gereinigt auf einem Kleiderbügel aufbewahrt wird.

Bei Gewandung aus Wolle ist Mottenschutz sehr wichtig. Dazu empfehle ich, einen Kleidersack über die Gewandung zu ziehen und Mottenpapier hinein zu tun. Lavendel und Zedernholz wirken zwar abschreckend auf Kleidermotten, sind aber keine hundertprozentige Garantie gegen Befall (eigene, sehr bittere Erfahrung).

Auch in der Saison, wenn Ihr Eure Gewandung mal zwei oder mehr Wochen nicht tragen solltet, rate ich Euch dazu, den Mottenschutz nicht zu vernachlässigen. Einzelheiten dazu findet Ihr in meinem Artikel "So schützt Ihr Eure Gewandung vor Kleidermotten".

So entsteht Eure Gewandung

​Was geschieht eigentlich, nachdem Ihr Eure neue Gewandung in Auftrag gegeben habt? Habt Ihr Euch das schon mal gefragt? Falls ja, dann seid Ihr in diesem Artikel richtig.

Ihr habt Euch also entschieden. Alles ist geklärt: der Schnitt, das Material, die Farbe und die Maße sind auch genommen. Jetzt geht es an die Materialbeschaffung. Nicht selten ist das der schwierigste Teil in der Fertigungskette und es kann dauern, bis der richtige Stoff beschafft ist.

Materialbeschaffung

Auch der Stoffgroßhandel orientiert sich an der Saison. Im Winter sind Leinenstoffe schwer zu beschaffen, im Sommer ist es mit Wolltuchen nicht so einfach. Manchmal dauert es ewig, bis ich die richtige Farbe auftreiben kann.

Und manchmal kommt es auch vor, daß ich Wochen nach dem zugesagten Liefertermin das Material immer noch nicht habe. Deshalb ist es immer gut, rechtzeitig zu bestellen, denn auf die Lieferanten habe ich keinen Einfluß.

Viel weniger kompliziert ist es, wenn ich den Stoff vorrätig habe oder Ihr bereits selbst ein schönes Material besorgt habt.

Waschen und Bügeln

Nach Eintreffen der Stofflieferung werden alle Naturfaserstoffe, mit Ausnahme von Wolle, erst einmal bei 30°C gewaschen, damit Euch Eure Gewandung nicht schon bei der ersten Wäsche zu klein wird.

Außerdem wird so die Appretur aus dem Stoff entfernt. Dies soll verhindern, daß der Stoff knittert, fühlt sich aber auf der Haut nicht sehr angenehm an und läßt den Stoff unnatürlich fallen.

Jetzt bügele ich den Stoff, damit er beim Anzeichnen des Schnittes glatt liegt.

Nun sind alle vorbereitenden Arbeiten abgeschlossen und es kann an die eigentliche Herstellung gehen.

Herstellung

Spätestens jetzt prüfe ich alle Maße noch einmal kritisch auf Plausibilität. Sollte ich den Eindruck haben, daß etwas nicht stimmen könnte, melde ich mich noch mal bei Euch und frage nach.

Nun erstelle ich das Schnittmuster. Mit der Zeit hat sich davon schon ein beachtlicher Vorrat angesammelt, aus dem ich mich bedienen kann. Manchmal muß aber doch ein neues gebaut werden.

Das Schnittmuster übertrage ich mit Schneiderkreide auf den Stoff, danach werden die Teile ausgeschnitten.

Zusammenbau

Jetzt kommt der Zusammenbau. Die Teile werden mit Stecknadeln zusammengesteckt und dann auf meiner treuen Singer (Baujahr 1924, Hankurbelantrieb) zusammengenäht.

Im nächsten Arbeitsgang werden mit der Overlockmaschine die Ränder versäubert und mit der Overlocknaht gegen Ausfransen geschützt. Das ist natürlich kein bißchen A(uthentisch), aber sehr haltbar.

Es wäre ausreichend, nur die Overlockmaschine zu verwenden. Weil ich aber möchte, daß Kleidungsstücke aus meiner Werkstatt lange halten, investiere ich etwas mehr Aufwand.

Nun beginne ich die Nacharbeit. Die Fadenenden der Maschinennähte vernähe ich von Hand. Jede Naht wird noch einmal kritisch betrachtet, eventuell entdeckte Fehler werden korrigiert und dann ist sie fertig, Eure neue Gewandung.