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Richtig Maß nehmen – so geht’s

Richtig Maß nehmen ist ein entscheidender Schritt beim Bestellen von Gewandung. Konfektionsgrößen nützen hier nicht viel, zumal auch bei Industrieware gleiche Größe nicht gleiche Maße bedeutet.

Am Besten richtig Maß nehmen lassen

Einfach ist es, wenn Ihr Euch direkt auf dem Markt für ein neues Gewand entscheidet, denn dann übernehme ich das Messen für Euch. Wer nicht zu weit entfernt wohnt, kann mich zu Hause aufsuchen und Maß nehmen lassen. In letzter Zeit wird das bei mir öfter als separate Dienstleistung angefragt, von Leuten die keine Gewandung brauchen, aber ihre Maße.

Hilfe - ich muß selber messen!

Wenn Ihr nun aber doch in der schwierigen Lage seid, Euch selbst behelfen zu müssen, verzagt nicht! Hier kommen ein paar nützliche Hinweise, wie Ihr am Besten dabei vorgeht.

  1. Zieht eine zweite Person hinzu, die Euch beim Messen hilft und verwendet ein Maßband. Solltet Ihr kein Maßband haben, könnt Ihr auch eine möglichst nicht elastische Schnur verwenden und mit einem Lineal nachmessen.
  2. Nehmt die Maße entsprechend dem auf meinem Bestellschein gezeigten Schema. Hier sind alle Maße mit Nummern versehen, die mir später die Zuordnung erleichtern. Die Abbildung erleichtert es Euch, an den richtigen Stellen zu messen.
  3. Ihr solltet nicht direkt auf der Haut messen, sondern mit Bequemlichkeitszugabe. Bedenkt, daß Eure Körpermaße Schwankungen unterliegen. Das Maßband ist dabei eine gute Hilfe, um zu testen, ob die Hand durch den Ärmel, der Kopf durch den Ausschnitt oder der Fuß durch das Hosenbein passen würde. Vielleicht wollt Ihr später auch mal ein Kleidungsstück mehr unterziehen.
  4. Nehmt auch genügend Zeit und meßt sorgfältig. Im Zweifelsfall gebt ruhig 1 - 2 cm zu, denn kürzen oder enger machen ist einfach, erweitern und verlängern eher nicht.
  5. Bedenket wohl: die von mir verwendeten Naturstoffe geben nicht oder nur sehr wenig nach! Ein Leinenhemd ist kein T-Shirt.
  6. Wenn Ihr gar nicht weiterwissen solltet, habt keine Scheu nachzufragen. Ich berate Euch gern.

Die Gugel – das vergessene Kleiderstück

​Für alle, die nicht gleich wissen, wovon hier die Rede ist, lohnt sich ein Blick auf den folgenden Link bei Wikipedia . Dort ist die Entstehung der Gugel so gut beschrieben, daß es abgeschrieben auch nicht besser wird.

​Gugel - geniale Erfindung unserer Ahnen

​Warum widme ich diesem Kleidungsstück, das heute von vielen für eine Internet-Suchmaschine gehalten wird, einen ganzen Artikel? Weil ich der Meinung bin, daß dieses vielseitige Stück Gewandung eine der genialsten Erfindungen unserer Vorfahren ist.

Wer genau hinsieht, entdeckt auch noch nach dem Mittelalter Kleidungsstücke, die an die Gugel erinnern. Sei es der große doppelte Kragen der Kutschermäntel oder der Trenchcoat, in neuerer Zeit auch die "Hoodies" (Sweatshirts mit Kapuze).

​Nur ein modisches Accessoire?

​Wer bisher der Auffassung war, die Gugel wäre ein reines modisches Accessoire, befindet sich in guter Gesellschaft. Denn anfänglich habe ich das auch geglaubt. Seitdem hatte ich viele Jahre Gelegenheit, die Eigenschaften dieses Kleidungsstücks zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter am eigenen Leibe zu studieren.

​Und wie bei Gewandung überhaupt, spielt das Material die entscheidende Rolle. Es sollte ein guter Wollstoff sein, der mindestens 80% Schurwollanteil hat und dicht gewalkt ist. Wenn diese Voraussetzung gegeben ist, habt Ihr ein Kleidungsstück, das leicht ist und wenig Platz beansprucht, Euch aber gleichwohl nicht nur wohlige Wärme spendet, sondern auch einige Stunden vor Regen schützt.

Das sind Eigenschaften, die nicht nur auf dem Mittelaltermarkt nützlich sind. Sei es zum Grillabend im Freien, beim Wandern oder beim Freilichtkonzert. Die Gugel ist nicht so sperrig wie ein Regenschirm, leichter und einfacher zu verpacken als eine Jacke. Und sie eignet sich auch als Sitzpolster oder Kopfkissen, als Spielzeug für die Katze und für viele andere Dinge, auf die ich hier nicht eingehen kann.

​Ist ein Leben ohne Gugel möglich?

​Ein Leben ohne Gugel ist definitiv möglich, aber um viele angenehme Empfindungen ärmer (so etwa wie alkoholfreier Whisky). Wer einmal eine hat, gibt sie in aller Regel nicht wieder her und versteht genauso wenig wie ich, wie so etwas in Vergessenheit geraten konnte.

​Aus diesen Erfahrungen habe ich die Gugel innerhalb meines Sortiments zu einer eigenen Produktlinie entwickelt, mit einem eigenen Größensystem (Konfektionsgrößen gab es leider nicht) und verschiedenen Varianten, je nach Anwendungszweck und Preisvorstellung.

Wem das nicht reicht, der kann bei mir auch eine Gugel nach eigenen Vorstellungen bestellen, sei es Mi-Parti, Patchwork oder eine besondere Applikation.

​Make the Gugel great again!

​Laßt uns die Gugel wieder groß machen, sie hat es verdient!

Hier findet Ihr ein paar Beispiele für diese wunderbaren Kleidungsstücke.

Kleidermotten vorbeugen

Eure wertvolle Mittelaltergewandung liegt Euch am Herzen? Dann solltet Ihr unbedingt den Kleidermotten vorbeugen.

Schutz vor Kleidermotten

​So schützt Ihr Eure Gewandung vor Kleidermotten. Kleidermottenlarven sind eine ernsthafte Bedrohung für Eure wertvolle Gewandung. Sie ernähren sich von Keratin, dem Stoff aus dem menschliche und tierische Haare und Vogelfedern bestehen.

An Kleidungsstücken aus Wolle oder Mischgeweben mit Wolle, sowie an Pelzen und Tierfellen können sie erhebliche Schäden, bis hin zum Totalschaden, anrichten. Es kommt auch vor, daß die Larven Löcher in Gewebe fressen, die sie eigentlich nicht verdauen können.

​Kleidermotten vorbeugen Regeln

Wenn Ihr einige Regeln beachtet, könnt Ihr die Wahrscheinlichkeit eines Mottenbefalls aber deutlich verringern und Schaden durch Kleidermotten vorbeugen:

1. Laßt getragene Gewandung nicht längere Zeit in dunklen Ecken hängen oder in Schränken liegen. Sie wird bevorzugt befallen, weil auch unsere Haare und die Hautschuppen, die sich beim Tragen in der Gewandung verfangen, für die Mottenlarven ein gefundenes Fressen sind.

2. Vor dem Einlagern über den Winter sollte die Gewandung einer gründlichen Reinigung unterzogen werden. Dazu könnt Ihr in diesem Artikel etwas erfahren: ​Pflege Mittelaltergewandungen.

3. Über hängend aufbewahrte Gewandung sollte ein Kleidersack gezogen werden. Was Ihr hübsch zusammengelegt in den Schrank packt, kommt in eine Tüte, die sowohl aus Papier, als auch aus Plastik sein kann.

4. Verwendet zusätzlich Mittel zur Mottenabschreckung. Ich empfehle bewährte natürliche Mittel wie Lavendel, Zedernholz oder Niemöl.

5. Prüft gelegentlich auf die typischen Befallsspuren wie Fraßlöcher und Gespinste, damit Ihr Bekämpfungsmaßnahmen einleiten könnt, wenn es erforderlich sein sollte.

Pflege Mittelaltergewandungen

​So pflegt Ihr Eure Gewandung richtig

Wenn Ihr lange Freude an Eurer Gewandung haben wollt, dann ist die richtige Pflege und Aufbewahrung wichtig. Beginnen wir bei der Pflege Mittelaltergewandungen:

Pflege Mittelaltergewandungen

Bei Naturfaserstoffen wie Leinen, Baumwolle oder Viskose solltet Ihr bedenken, daß sie bei jeder Wäsche etwas ausbleichen. So wünschenswert das bei einem Leinenhemd sein kann, so unschön ist es, wenn die Tunika irgendwann etwas verschossen aussieht. Deshalb rate ich zum sparsamen Einsatz von Waschmitteln.

Leinen

Kleidungsstücke aus Leinen können bei max. 30°C gewaschen werden. Bei höheren Temperaturen können sie einlaufen. Am besten nicht schleudern, sondern tropfnaß aufhängen. Wenn Schleudern unbedingt sein muß, dann möglichst mit nicht mehr als 400 Touren, sonst sieht Euer Gewand sehr zerknittert aus.

Baumwolle

Für Baumwolle empfehle ich ebenfalls eine Waschtemperatur von 30​°C, weil ich Baumwollstoffe vor der Verarbeitung bei 30°C vorwasche und deshalb nicht ausschließen kann, daß das Kleidungsstück bei höheren Temperaturen nicht doch noch etwas einläuft. Weil Baumwolle nicht so knittert, ist Schleudern hier kein Problem.

Wolle

Gewandung aus Wolle sollte nach Möglichkeit nicht gewaschen werden. Wollstoffe sind durch ihre Oberflächenstruktur wasser- und schmutzabweisend. Es reicht daher, wollene Kleidungsstücke von Zeit zu Zeit zu lüften. Groben Schmutz könnt Ihr mit einer nicht zu harten Bürste entfernen. Sollte sich ein Fleck nicht im Guten beseitigen lassen, wascht nicht das ganze Gewand, sondern behandelt nur sanft die verschmutzte Stelle, am besten mit Gallseife.

Aufbewahrung wichtig bei Pflege Eurer Mittelaltergewandungen

​​Eure Gewandung übersteht den Winter am besten, wenn sie nach den oben aufgeführten Ratschlägen gereinigt auf einem Kleiderbügel aufbewahrt wird.

Bei Gewandung aus Wolle ist Mottenschutz sehr wichtig. Dazu empfehle ich, einen Kleidersack über die Gewandung zu ziehen und Mottenpapier hinein zu tun. Lavendel und Zedernholz wirken zwar abschreckend auf Kleidermotten, sind aber keine hundertprozentige Garantie gegen Befall (eigene, sehr bittere Erfahrung).

Auch in der Saison, wenn Ihr Eure Gewandung mal zwei oder mehr Wochen nicht tragen solltet, rate ich Euch dazu, den Mottenschutz nicht zu vernachlässigen. Einzelheiten dazu findet Ihr in meinem Artikel "So schützt Ihr Eure Gewandung vor Kleidermotten".

So entsteht Eure Gewandung

​Was geschieht eigentlich, nachdem Ihr Eure neue Gewandung in Auftrag gegeben habt? Habt Ihr Euch das schon mal gefragt? Falls ja, dann seid Ihr in diesem Artikel richtig.

Ihr habt Euch also entschieden. Alles ist geklärt: der Schnitt, das Material, die Farbe und die Maße sind auch genommen. Jetzt geht es an die Materialbeschaffung. Nicht selten ist das der schwierigste Teil in der Fertigungskette und es kann dauern, bis der richtige Stoff beschafft ist.

Materialbeschaffung

Auch der Stoffgroßhandel orientiert sich an der Saison. Im Winter sind Leinenstoffe schwer zu beschaffen, im Sommer ist es mit Wolltuchen nicht so einfach. Manchmal dauert es ewig, bis ich die richtige Farbe auftreiben kann.

Und manchmal kommt es auch vor, daß ich Wochen nach dem zugesagten Liefertermin das Material immer noch nicht habe. Deshalb ist es immer gut, rechtzeitig zu bestellen, denn auf die Lieferanten habe ich keinen Einfluß.

Viel weniger kompliziert ist es, wenn ich den Stoff vorrätig habe oder Ihr bereits selbst ein schönes Material besorgt habt.

Waschen und Bügeln

Nach Eintreffen der Stofflieferung werden alle Naturfaserstoffe, mit Ausnahme von Wolle, erst einmal bei 30°C gewaschen, damit Euch Eure Gewandung nicht schon bei der ersten Wäsche zu klein wird.

Außerdem wird so die Appretur aus dem Stoff entfernt. Dies soll verhindern, daß der Stoff knittert, fühlt sich aber auf der Haut nicht sehr angenehm an und läßt den Stoff unnatürlich fallen.

Jetzt bügele ich den Stoff, damit er beim Anzeichnen des Schnittes glatt liegt.

Nun sind alle vorbereitenden Arbeiten abgeschlossen und es kann an die eigentliche Herstellung gehen.

Herstellung

Spätestens jetzt prüfe ich alle Maße noch einmal kritisch auf Plausibilität. Sollte ich den Eindruck haben, daß etwas nicht stimmen könnte, melde ich mich noch mal bei Euch und frage nach.

Nun erstelle ich das Schnittmuster. Mit der Zeit hat sich davon schon ein beachtlicher Vorrat angesammelt, aus dem ich mich bedienen kann. Manchmal muß aber doch ein neues gebaut werden.

Das Schnittmuster übertrage ich mit Schneiderkreide auf den Stoff, danach werden die Teile ausgeschnitten.

Zusammenbau

Jetzt kommt der Zusammenbau. Die Teile werden mit Stecknadeln zusammengesteckt und dann auf meiner treuen Singer (Baujahr 1924, Hankurbelantrieb) zusammengenäht.

Im nächsten Arbeitsgang werden mit der Overlockmaschine die Ränder versäubert und mit der Overlocknaht gegen Ausfransen geschützt. Das ist natürlich kein bißchen A(uthentisch), aber sehr haltbar.

Es wäre ausreichend, nur die Overlockmaschine zu verwenden. Weil ich aber möchte, daß Kleidungsstücke aus meiner Werkstatt lange halten, investiere ich etwas mehr Aufwand.

Nun beginne ich die Nacharbeit. Die Fadenenden der Maschinennähte vernähe ich von Hand. Jede Naht wird noch einmal kritisch betrachtet, eventuell entdeckte Fehler werden korrigiert und dann ist sie fertig, Eure neue Gewandung.